Die neue Serie über junge Menschen, die ihre eigene Geschichte der Migration und des gesellschaftlichen Engagements erzählen.
DIASPORA?
In unserer neuen Serie DIASPORA? stellen wir euch regelmäßig junge Menschen vor, die sich gesellschaftlich und politisch mit ihrer persönlichen Migrationsgeschichte engagieren.
„Ende 2018 waren rund 10,9 Millionen Personen mit ausschließlich ausländischer Staatsangehörigkeit im Ausländerzentralregister (AZR) erfasst“, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) im April 2019 mit. Die am häufigsten vertretenen Nationen sind größtenteils europäisch, darunter alle Länder des ehemaligen Jugoslawiens. In absoluten Zahlen leben die meisten von ihnen in Nordrhein-Westfalen (etwa 2,6 Millionen Menschen), prozentual gesehen liegt Berlin mit etwa 22% deutlich in Führung. Das statistische Bundesamt weiß, wie viele Menschen mit ausländischem Pass in Deutschland leben, wie viele von ihnen Männer und wie viele Frauen sind, wie alt sie sind und wie lange sie bereits hier leben. Fast 700 Seiten umfasst die „Fachserie 1 Ausländische Bevölkerung“, detaillierte Zahlenreihen und Grafiken für die ganze Bundesrepublik. Fotos oder Geschichten gibt es keine, auch der Blick in die Herkunftsländer fehlt.
Wer an dieser Stelle anmerkt, das sei schließlich nicht die Aufgabe des Statistischen Bundesamtes, hat sicher recht. Genauso wahr ist es aber, dass nüchterne Zahlen im Alltag oft komplexe Biografien von Menschen verdecken, die neben und mit Deutschland noch andere Orte als ihre Heimat verstehen – oder sich bei Begriffen wie „Heimat“ und „Diaspora“ eben nicht zuhause fühlen.
EPISODEN
Episode 1: Fëllanza
Unsere erste Protagonistin Fëllanza ist als Kind mit ihren Eltern vor dem oppressiven Milošević-Regime aus dem Kosovo nach Deutschland geflohen. Seit einigen Monaten erst hat sie die deutsche Staatsangehörigkeit und der Kampf mit den Behörden ein Ende – ihren kosovarischen Pass musste sie dafür abgeben. Mit uns spricht sie über ihre Geschichte, über politisches Engagement über Grenzen hinweg und über die Zukunft, die sie sich für ihr Heimatland wünscht.
Das Video und den vollständigen Bericht findest du hier:
Episode 2: Sophia und Ana
In der zweiten Folge werden wir durch die Ausstellung „Grüße aus Georgien“ geführt, die im November 2019 in der berliner Galerie Kunstpunkt stattfand und Werke von in Berlin lebenden georgischen Künstler*innen präsentierte. Polis180’s Mitglied Ana Kiknadze und die Kuratorin und Künstlerin Sophia Tabatadze sprechen mit uns über einige ausgestellte Kunstwerke und wie sich das Gefühl der Heimat für Georgier*innen in Bildern, Sprachen und Skulpturen verbergen kann. (Dieses Video wurde 2019 gedreht)
Episode 3: Maiva
In der dritten Folge – im neuen Format! – lernen wir Maiva kennen, die sich von Berlin aus für die Förderung junger Mädchen in Jaunde, Kamerun, einsetzt. Maiva ist in Kamerun groß geworden. Nach ihrem Abitur zog sie nach Deutschland, studierte und arbeitet seitdem im Gesundheitsbereich in Berlin. 2018 gründete sie mit anderen Schulfreundinnen in Jaunde den Verein Fortis Puella zur Förderung der Chancengleichheit für Mädchen ein, damit diese frei über ihren eigenen Lebensweg entscheiden können.
Episode 4: Annette
In dieser Episode schildert Annette, was es für sie bedeutete, als Kind in einer russlanddeutschen Familie aufzuwachsen. Als erste seit der Ankunft ihrer Familie in Deutschland reiste Annette nach Sibirien und knüpfte an einem Teil ihrer Familiengeschichte wieder an. Wie es sie prägt, als Teil einer „unsichtbaren“ Minderheit in Deutschland zu leben, erfahren wir in diesem Video. Am 29. Oktober 2021 vertieften wir die Diskussion in einer Veranstaltung zum Thema Diversität.
Episode 5: Dalia
Sprachen, Geschichten, Gerüchen – das alles ist Heimat für Dalia, deren Familie jüdischer Herkunft durch Flucht und Migration schon an vielen verschiedenen Orten der Welt zu Hause war. Heute setzt sich Dalia, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, für mehr Sichtbarkeit der Vielfalt innerhalb der jüdischen Community in Deutschland ein, zum Beispiel mit dem Verein Keshet Deutschland (@keshetdeutschland), der jüdischen LGBTQIA* Menschen eine Plattform bietet.
Episode 6: Olga
Olga lebt seit zehn Jahren in Deutschland und fühlt sich in Berlin zu Hause. Vor 2020 hatte sie sich nicht als Teil der belarussischen Diaspora gesehen, diese war für sie „unsichtbar“. 2020 veränderte sich das dramatisch und nun ist Olga, so wie viele ihrer Mitbürger*innen im Ausland aktiv daran beteiligt, Aufmerksamkeit für die die Proteste gegen die Autokratie in Belarus zu schaffen. Selbst kann sie nicht mehr nach Belarus zurück und fühlt sich dadurch noch tiefer verbunden mit ihrem Herkunftsland.
VERANSTALTUNGEN
- 9. Dezember: Launch-Event in der Landeszentrale für Politische Bildung in Berlin
- 26. August 2021: Bar Camp – Diaspora & Entwicklung: Bottom-Up Ansätze
- 29. Oktober 2021: Livestream – Diversität in der deutschen (Kultur-)Politik – warum Vielfalt politisch ist
Unser Team
Wer sind wir?
Im Team von Projekt DIASPORA? sind Menschen mit verschiedenen Bezügen zum Thema involviert, die in einem offenen Dialogformat die oft eindimensionalen Diskurse von Identität, Selbst- und Fremdzuschreibung hinterfragen und neu denken möchten.
Serhan Sahin
Sozial- und Kulturwissenschaftler
Externe wissenschaftliche Beratung
Partner & Förderer
Das Projekt “DIASPORA?” wird von Polis180 durchgeführt und durch die Berliner Landeszentrale für politische Bildung gefördert.