9 SEP I TEATIME | Widerstand gegen Bolsonaro: Frauen*proteste in Brasilien
Polis Teatime
Widerstand gegen Bolsonaro: Frauen*proteste in Brasilien
9. September 2019, 18.30-20.00
Café Kater & Goldfisch, Exerzierstraße 1, 13357 Berlin
Mit Sandra Bello und Dr. Renata Motta
Photo by Nayani Teixeira on Unsplash
Bei unserer nächsten Teatime diskutieren wir bei Tee und Kuchen mit Dr. Renata Motta und Aktivistin Sandra Bello über Frauen*rechte und -aktivismus in Brasilien unter dem antifeministischen Präsidenten Jair Bolsonaro.
Obwohl Brasilien für Frauen* schon lange eines der gefährlichsten Länder der Welt ist, verschlechterte sich die Lage unter Bolsonaro noch weiter. Bis Anfang März 2019 wurden in Brasilien 344 Femizidversuche registriert (207 führten zum Tod). Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Nichtsdestotrotz plant Bolsonaro, das 2015 von Ex-Präsidentin Dilma Rousseff etablierte Femizid-Gesetz abzuschaffen. Darüber hinaus hat er das Waffengesetz gelockert und fordert Frauen und „gute Bürger“ auf, sich auf diese Weise zu verteidigen. Nirgendwo sonst sterben jedoch außerhalb von Kriegsgebieten so viele Menschen durch Waffen wie in Brasilien: allein 64.000 im Jahr 2017. In der Realität gilt damit endgültig das Recht des Stärkeren. Die vollständige Kriminalisierung von Abtreibungen steht ebenfalls auf Bolsonaros Agenda. Durch eine Gesundheitsreform wird darüber hinaus die medizinische Versorgung indigener Frauen* gefährdet. Die mangelhafte Bekämpfung der Waldbrände zerstört aktuell unwiderruflich ihren Lebensraum.
Mit jeder weiteren Beschneidung der Frauenrechte wächst jedoch auch der Widerstand. Noch nie in der Geschichte Brasiliens sind so viele Frauen* im Kampf um ihre Rechte auf die Straße gegangen. Angefangen bei der von Frauen* geführten Massenmobilisierung #EleNão während des Wahlkampfs 2018, über die Besetzung des Bodens eines Großgrundbesitzers, der in 500 Fällen sexueller Gewalt angezeigt wurde, bis hin zum erstmals stattgefundenen „Marsch der indigenen Frauen“ Mitte August mit mehreren Tausend Teilnehmerinnen in Brasilia – die Brasilianerinnen kämpfen für ihr Rechte.
Wir fragen: Welche Rolle spielen die Frauen* in Brasilien im Widerstand gegen Bolsonaro? Wer sind die Frauen*, die sich gegen Bolsonaros Politik engagieren, und welche Strategien verfolgen sie? Was kann die Bundesregierung tun, um den zunehmenden Einschränkungen der Frauen*rechte in Brasilien entgegenzuwirken?
Als Expert*innen haben wir die Soziologin Dr. Renata Motta und Aktivistin Sandra Bello geladen. Moderiert und inhaltlich vorbereitet wird die Veranstaltung von Wendy König. Bitte meldet euch zur Teilnahme weiter unten auf dieser Seite an. Bei Fragen wendet euch gerne an sonja.schiffers@polis180.org. Wir freuen uns auch euch!
Über unsere Expert*innen:
Sandra Bello ist politische Aktivistin und wurde in einer Favela in Rio de Janeiro geboren. Sie setzt sich seit jungen Jahren für die Rechte von Schwarzen Frauen und queeren Personen in Brasilien ein. Bello lebt heute in Berlin und ist Teil des Kollektivs Quilombo Allee, das sich mittels politischer Forderungen und Veranstaltungen für die Sichtbarkeit und Gleichbehandlung von Schwarzen Menschen in der Gesellschaft einsetzt.
Dr. Renata Motta ist Juniorprofessorin für Soziologie am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin. Ihre Schwerpunkte sind Umwelt-, Ungleichheits- und Genderforschung. Davor war sie Associate Professor in Global Studies und Brazilian Studies an der Aarhus University. An der FU forscht und lehrt sie unter anderem zum Thema „Solidarität und Allianzbildung in Gendertheorien und feministischen Bewegungen“ sowie zu Umverteilungskonflikten in Brasilien.
Buchungen sind für diese Veranstaltung geschlossen.