20 OKT | Polis kocht! Zwischen Traumabewältigung und Integration: Herausforderungen nach der Flucht

Polis kocht!

Zwischen Traumabewältigung und Integration: Herausforderungen nach der Flucht 

20 oktober 2020

mit Dr. Karamba Diaby, MdB (SPD)

Einmal in Fahrt gekommen, fand im Oktober gleich ein zweites Event aus der Reihe Polis kocht! – Mixology Edition statt. Inhaltlich vorbereitet wurde die Veranstaltung “Zwischen Traumabewältigung und Integration” durch unseren Programmbereich Migration. Wir starteten in die Veranstaltung mit dem synchronen Mixen unserer Polis kocht! Mixology Edition Cocktails – die Atmosphäre eines lockeren gemeinsamen Abends war schnell kreiert!

Zum inhaltlichen Auftakt präsentierte Carlotta gekonnt die Hauptpunkte des Policy Briefs, welchen sie gemeinsam mit Amelie, Nina und Carla aus dem PB Migration veröffentlicht hatte. Die Key-Takeaways: Praktiker*innen und die Politik müssen dringend reden! Denn während Ersteren ganz klar ist, dass es einen immensen Handlungsbedarf in der psychosozialen Versorgung von geflüchteten Menschen gibt, sieht die Bundesregierung diesen nicht (Anfrage der Grünen und Linken). Vor diesem Hintergrund hat uns ganz besonders gefreut, mit MdB Dr. Karamba Diaby (Integrationsbeauftragter der SPD Bundestagsfraktion) und Martin Gött (Zentrum Überleben Berlin) die psychosozialen Herausforderungen für geflüchtete Menschen sowie die Frage, wie eine Reformation des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems zu einer Lösung der prekären Versorgungslage beitragen könnte, zu diskutieren.

Die psychosoziale Versorgung in den griechischen ‘Hotspot’ Camps, aber auch die Lage hier bei uns in Deutschland ist unzumutbar. Auf Therapieplätze müssen geflüchtete Menschen in Deutschland monatelang warten. Fehlende Schutzräume, speziell für Kinder und Jugendliche, verstärken die Folgen von Pre- und Postmigrationsstresssoren. Grund für diese unzumutbare Versorgungslage ist unter anderem der Mangel an gut bezahlten Fachkräftestellen. MdB Dr. Karamba Diaby plädiert zudem dafür, mehr Menschen mit eigenen Migrationserfahrungen den Zugang zu einer psychosozialen Ausbildung zu ermöglichen, um Beratungssituationen durch interkulturelle Kompetenzen, Erfahrungsaustausch und Sprachlichkeit zu verbessern.

Martin Gött sieht eine Lösung auch im Ausbau der psychosozialen Zentren. Die können ihre Arbeit auf die besonderen Herausforderungen in der Arbeit mit geflüchteten Menschen ausrichten und zum Beispiel Psychotherapie mit begleitenden Integrationsangeboten und Sozialarbeit kombinieren. Die Teilnehmenden der Veranstaltung sehen nicht nur sich selbst, sondern auch die regierenden Parteien in der Verantwortung, die aktuelle Versorgungslage maßgeblich zu verändern. Dafür könnte der aktuelle Moment genutzt werden, denn die Sars-Covid-19 Pandemie hat das Thema der psychosozialen Versorgung in Deutschland auf die Agenda gebracht. Besonders geflüchtete Menschen leiden unter den Einschränkungen und Unsicherheiten, die die Pandemie mit sich bringt.

Während Martin Gött die Notwendigkeit dieser Idee mit Praxisbeispielen untermauert, bekommen wir von MdB Dr. Karamba Diaby leider keine konkrete Einschätzung zu entsprechenden politischen Möglichkeiten. Wie kann es sein, dass Deutschland und die EU es nicht schaffen, geflüchtete Menschen aufzunehmen und zu versorgen? Wenn die Verteilung schon nicht aus humanitären und menschenrechtlichen Motivationen heraus erfolgt, dann sollte man doch zumindest daran denken, dass man sich durch das aktuelle Nicht-Handeln eine ganze Generation traumatisierter Menschen heranzieht. Bei der Diskussion dieser Frage stoßen wir “Praktiker*innen” und die politische Realität aufeinander, denn aufnahmewillige Kommunen, Länder und Staaten sehen sich in der EU nicht nur mit Aufnahmegegner*innen, sondern auch mit der Bindung an die Solidarität mit den EU-Partnerstaaten, den EU-Regularien und, im Falle der SPD, mit dem Koalitionspartner konfrontiert. Kapazitäten sind nicht das Problem, da sind wir uns alle einig. Politik sollte nicht nur von Regularien, sondern vor allem auch von dem Austausch mit Wähler*innen leben. Aus diesem Grund freute es uns ganz besonders, als MdB Dr. Karamba Diaby uns versicherte, wie wichtig unsere Einschätzungen und Erfahrungsberichte für die Fraktionsarbeit seien. Wir hoffen, unsere Empfehlungen werden einen kleinen Einfluss haben können!

Ihr wollt genaueres zum Thema “Zwischen Traumabewältigung und Integration -Herausforderungen nach der Flucht” erfahren? Dann werft doch mal einen Blick in den Polis Brief N° 20: „Zwischen Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung“ unter https://polis180.org/blog/2020/10/12/polis-brief-n-20-zwischen-kindeswohl-und-kindeswohlgefaehrdung/

Polis kocht! Außen- und Europapolitik geht durch den Magen wird gefördert durch die Berliner Landeszentrale für politische Bildung. Herzlichen Dank!

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