28 NOV | Gender & Extremismusprävention
Die Rolle von Gender in den rechtsextremen Bewegungen
Stereotype Männlichkeitsbilder und traditionelle Geschlechterrollen verdecken oft die Tatsache, dass auch Frauen und nicht-binäre Personen eine Schlüsselrolle im politischen Rechtsterrorismus spielen. Schätzungsweise 10 Prozent aller Gewalttaten im rechten Spektrum in Deutschland werden von Frauen begangen. Spätestens seit der Verurteilung von Beate Zschäpe sollte klar sein, dass nicht nur männlich gelesene Menschen gewaltbereit sind.
Dies ist nicht nur in Deutschland der Fall, sondern weltweit – wie auch die Ausschreitungen vor dem US-Kapitol zeigten. Gewaltorientierte rechtsextremistische Vereinigungen vernetzen sich auch zunehmend international. Dies rückt auch in Deutschland immer mehr in den Fokus. So untersuchte eine vom Auswärtigen Amt in Auftrag gegebene Studie vor zwei Jahren, wie genau sich diese Strukturen über Grenzen hinweg ausbreiten.
Aufgrund der Unsichtbarkeit von Frauen und nicht-binären Personen im Rechtsextremismus werden sie als ernstzunehmende Akteurinnen im rechtsextremen Spektrum von außen oft nicht wahrgenommen. Und aufgrund des antifeministischen Images vieler rechtsextremer Organisationen stellt sich die Frage, warum FLINTA-Personen sich ihnen freiwillig anschließen sollten. Allerdings spielen Frauen und nicht-binäre Personen in rechtsextremen Gruppen oder Bewegungen bestimmte Rollen, die als spezifisch weiblich verstanden werden. Darüber hinaus haben die Gruppen oft ihr eigenes Konzept von „Feminismus“ entwickelt.
Gleichzeitig ist das Ignorieren der Geschlechterdynamik und der Repräsentanz von FLINTA-Personen im Rechtsextremismus ein großes Problem in der Rechtsextremismusprävention. Um dem in Zukunft entgegenzuwirken, muss die Analyse geschlechtsspezifischer Dynamiken in alle Präventionsbemühungen mit einbezogen und gezielt eingesetzt werden.
In dieser Veranstaltung des Programms Gender und Internationale Politik von Polis180 möchten wir die Bedeutung der Einbeziehung einer Genderperspektive in die Rechtsextremismusprävention diskutieren. Außerdem sprechen wir über die Zusammenhänge zwischen Antifeminismus und Rassismus in rechtsextremen Organisationen. Darüber hinaus werden wir überlegen, welche Handlungsempfehlungen sich daraus für die deutsche Politik und die Präventionsbemühungen gegen gewalttätigen Extremismus weltweit ergeben.
Wir möchten mit einer moderierten Diskussion zwischen unseren beiden Expertinnen beginnen und anschließend Fragen aus dem Publikum einbeziehen.
Polis180 ist ein basisdemokratischer Think Tank für Außen- und Europapolitik. Er wurde im Juni 2015 von einer Gruppe engagierter junger Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und politischen Standpunkten gegründet. Mittlerweile zählen wir über 600 Vereinsmitglieder. Unser Ziel ist es, ein innovativer Think Tank von und für junge Experten zu sein und ihnen als inklusive Plattform zu ermöglichen, außen- und europapolitische Entscheidungen maßgeblich zu beeinflussen. Mit unseren Projekten bieten wir jungen Menschen die Möglichkeit, ihre politischen Forderungen zu formulieren, zu konkretisieren und den Entscheidungsträgern zu präsentieren.
Unsere Referentinnen
PD Dr. habil. Eva Herschinger
Eva Herschinger ist Senior Researcher am Center for Intelligence and Security Studies (CISS) an der Universität der Bundeswehr München. Nach ihrer Promotion an der Jacobs University Bremen und Forschungstätigkeiten an verschiedenen Universitäten und Forschungsinstituten verantwortete sie den Bereich polizeiliche Prävention von Radikalisierung und Extremismus im Stabsbereich Prävention des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main.
In ihrer Forschung interessiert Sie vor allem die Art und Weise wie Menschen globale Konflikte und Gewalt wahrnehmen, beschreiben und basierend auf diesen Annahmen reagieren. Hier hat sie sich vor allem auf die Phänomene des internationalen Terrorismus, des gewaltbereiten Extremismus sowie Radikalisierung konzentriert und die – oft problematischen – Folgen des globalen „Kriegs gegen den Terrorismus“ analysiert. Ihr Fokus liegt dabei häufig auf dem Gebrauch und der Analyse des Nutzens von „extremistischer Sprache“ im Prozess der Radikalisierung, Mobilisierung und Rekrutierung. Ihre jüngere Forschung beschäftigt sich u.a. mit den Ähnlichkeiten zwischen islamistischen und rechten Ideologien und der Bedeutung von Gender für Radikalisierung und Terrorismus.
Elisabeth Hell
Elisabeth Hell arbeitet im Fachbereich Rechtsextremismus bei Violence Prevention Network gGmbh. Hier liegen ihre Arbeitsschwerpunkte im Bereich der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit mit radikalisierten Menschen, der Umfeld- und Angehörigenberatung sowie der Fortbildung von Fachkräften aus verschiedensten Berufsfeldern zum Thema Rechtsextremismus- und Gewaltprävention.
Sie ist zertifizierte Antigewalttrainerin und studierte Politikwissenschaft (B.A.) und Gender Studies (M.A.) in Berlin. Geschlechterreflektierte Ansätze sowie Mädchen und Frauen als Zielgruppe der Präventionsarbeit sind wichtige Querschnittsthemen ihrer Arbeit. Sie interessiert sich insbesondere auch für das Erstarken von Antifeminismus, Sexismus und Misogynie im Zusammenhang mit rechtsextremer Ideologie und Gewalt.
Buchungen sind für diese Veranstaltung geschlossen.