Im Rahmen der Europawahlkampagne „jung & wählerisch“ möchte Polis180 junge Menschen zum Wählen mobilisieren. Hierzu organisieren wir beispielsweise interaktive Workshops, die auf unterhaltsame Art und Weise Erstwählern mit wichtigen Aspekten der EU vertraut machen sollen.
Ein Beitrag von Kristin Puschmann
Das Jahr 2019 wird ein wichtiges Jahr für die Europäische Union. Vom 23.-26. Mai 2019 dürfen im gesamten Gebiet der EU die über 18-jährigen Wahlberechtigten zu den Wahlurnen gehen und über die neue Zusammensetzung des Europäischen Parlaments abstimmen.
Nachdem in den vergangenen Jahren populistische Parteien und EU-Gegner in den Mitgliedstaaten verstärkten Zulauf erhalten haben, wird die diesjährige Wahl umso maßgebender für die Zukunft der Union. Sollten EU-Gegner sich zusammenschließen und die stärkste Fraktion im EU-Parlament werden, könnten sie die EU-Gesetzgebung, und dadurch sowohl die europäische Integration als auch die Union selbst, stark zum negativen beeinflussen. Trotz dieses Umstandes, scheint sich das allgemeine und mediale Interesse an der Wahl bislang weitestgehend in Grenzen zu halten.
Stetig abnehmende Wahlbeteiligung vor allem bei jungen Erwachsenen
Die Wahlbeteiligung hat allgemein seit der ersten Europawahl im Jahr 1979 stetig abgenommen. Während sich damals circa 62 Prozent der Bürger der noch neun Mitgliedstaaten an der Wahl beteiligten, waren es bei der Wahl 2014 nur 42,61 Prozent aus den heute (noch) 28 Mitgliedern. In Deutschland allein lag die Wahlbeteiligung 2014 bei 48,1 Prozent.
Aufgefallen ist, dass vor allem die ältere Bevölkerung, wie auch bei allen vorangegangenen Europawahlen, die eifrigsten Wähler waren (ganz vorn dabei die 60- bis 70-Jährigen). Somit wird deutlich: Schon seit Beginn der Europawahlen vor 40 Jahren war die Wahlbeteiligung bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 35 Jahren vergleichsweise gering. Ein unausgeschöpftes Potenzial.
Neugier wecken statt Informationsüberflutung
Wie schafft man es also, vor allem junge EU-Bürger für die Wahl zu interessieren? Wie kann man sie mobilisieren? Wie kann man eine gute Orientierung bei der Wahlentscheidung bieten? Und wie schafft man es schlussendlich, sie darüber hinaus zur weiteren politischen Partizipation zu ermutigen?
Im Zuge unserer Europawahlkampagne jung & wählerisch haben wir uns genau mit diesen Fragen beschäftigt. Dabei entwickelten wir verschiedene Aktionen und Maßnahmen, die helfen sollen, die Wahlbeteiligung junger Wähler zu steigern. Eine davon zielt direkt auf Erstwähler im Alter von 18 Jahren und aufwärts ab.
Unter dem Titel „jung & nEUgierig“ haben wir eine Workshop-Reihe entwickelt, die auf unterhaltsame Art und Weise und arteineutral Erstwähler mit wichtigen Aspekten der EU vertraut machen soll. In unterschiedlichen thematischen Ausrichtungen und flexibel anpassbar an den Kenntnisstand der Zielgruppe, bieten wir Workshops zu den Themen „Europäische Identität“, „Institutionen und Gesetzgebung“ und „Politikfelder und europäische Machtverhältnisse“ für weiterführende Schulformen sowie soziale Einrichtungen und Sportvereine an.
Unser Ziel ist es, jungen Wahlberechtigten vielleicht sogar ihren ersten „europäischen Moment“ zu verschaffen: Ein Weckruf, der zeigt, dass auch sie Teil der EU sind, dass sie mitbestimmen können und sich die EU bis in ihren Alltag hinein bemerkbar macht. Wie der Titel schon besagt, soll die Neugier für die EU geweckt werden, sodass Erstwähler ermuntert werden, sich eigenständig auch über die Europawahlen hinaus weiter mit der EU zu beschäftigen, informiert zu bleiben und natürlich an der Wahl im Mai teilzunehmen.
Eigene Erfahrungen als Wegweiser zur richtigen Ansprache
Die Idee hinter jung & nEUgierig stammt aus den gebündelten persönlichen Erfahrungen der Polis180-Mitglieder. Viele hatten das Gefühl, dass während der eigenen Schulzeit die Themen Europäische Union und europäische Politik nur unzureichend behandelt wurden und Frontalunterricht nicht den Effekt erzielt, den eine interaktive und kreative Auseinandersetzung mit einem Thema hervorrufen kann.
Auch bringt eine Überflutung an Informationen jungen Wählern erstmal wenig. Wir sind der Meinung, dass es bestimmte Momente und Erkenntnisse sind, die ein nachhaltiges Interesse auslösen. Sei es zu erfahren, was die EU für das eigene Leben bedeutet, sei es zu verstehen, dass einem bestimmte Prozesse nicht gefallen und man gerne etwas daran ändern möchte. Wir möchten gerne so einen europäischen Moment schaffen und mit unseren Workshops, Erstwählern einen ersten Schubs in Richtung Partizipation an politischen Prozessen in der EU geben.
Weitere Informationen zur Workshop-Reihe jung & nEUgierig sowie zur Europawahl-Kampagne von Polis180 gibts hier. #jungundwählerisch
Der Polis Blog ist eine Plattform, die den Mitgliedern von Polis180 zur Verfügung steht. Die veröffentlichten Beiträge stellen persönliche Stellungnahmen der AutorInnen dar. Sie geben nicht die Meinung der Blogredaktion oder von Polis180 e.V. wieder.
Bildquelle: Polis180
Kristin ist kurz davor ihren Master in European Studies abzuschließen. Zuvor hat sie Kommunikationsmanagement in Deutschland und England studiert. In Kürze wird sie als Junior-Beraterin beim Tagesspiegel anfangen. Bei Polis180 ist Kristin Co-Leiterin des Programmbereichs Europäische Identität.