Dieser Blogbeitrag ist ein Veranstaltungsbericht und Teil der Veranstaltungsserie “Polis kocht! – Außen- und Europapolitik geht durch den Magen“, was von Polis180 und mit Unterstützung durch die Berliner Landeszentrale für politische Bildung durchgeführt wird.
Seit Donald Trump steht die US-Zollpolitik für dauerhafte Unsicherheit in der internationalen Staatengemeinschaft. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung der diesjährigen „Polis kocht“-Reihe diskutierten die Programmbereiche Europäische Wirtschaftspolitik und The America(n)s mit Dr. Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik über Trumps Zollpolitik und ihre Folgen für den transatlantischen und globalen Handel. Während der Veranstaltung wurden themengerecht vegane, individuell gestaltbare Tacos serviert.
Veranstaltungsbericht zum Event vom 11. Juli 2025 von Robin Haug und Moritz Pohl.
Wie Trumps Zollpolitik den Welthandel erschüttert
Die aktuelle Zollpolitik der US-Regierung stürzt die internationale Staatengemeinschaft seit Amtsantritt von Donald Trump in stete Unsicherheit. Am 11. Juli luden die Programmbereiche “Europäische Wirtschaftspolitik” und “The America(n)s” zur Auftaktveranstaltung der diesjährigen Polis-kocht-Reihe ein. Im Zentrum der Veranstaltung stand: Trumps Zollpolitik und die Auswirkungen auf den transatlantischen und weltweiten Handel.
Auf der einen Seite wollten wir verstehen, warum US-Präsident Donald Trump Zölle für ein Allheilmittel seiner politischen Agenda versteht, auf welchen Annahmen er die positiven Effekte seiner Zollpolitik basiert und ob er die damit postulierten Ziele für die USA erreichen kann. Auf der anderen Seite widmeten wir uns der europäisch-deutschen Perspektive und wie man am besten auf die Zollpolitik Trumps reagieren solle – sowohl in der direkten Auseinandersetzung mit der US-Administration, als auch mit Blick auf den Rest der Welt und alternativen Handelsbeziehungen.
Wir diskutierten diese und weitere Aspekte mit unserem Gast Frau Dr. Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Dr. Laura von Daniels ist seit 2015 bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in der Forschungsgruppe Amerika tätig und seit 2019 Forschungsgruppenleiterin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den transatlantischen Beziehungen, der globalen Handelspolitik sowie der internationalen Finanzordnung. Daher war sie als Speakerin prädestiniert uns mit ihrer fachlichen Expertise Einblicke in die komplexen Fragen rund um den Welthandel und die Zollpolitik zu geben. Zunächst führten Leonie Gruber vom Programmbereich “Europäische Wirtschaftspolitik” und Robin Haug vom Programmbereich “The America(n)s” in einer moderierten Gesprächsrunde durch die Veranstaltung. Im Anschluss wurde die Gesprächsrunde geöffnet und es ergab sich eine angeregte Diskussion unter den Teilnehmenden.

Zwischen Industriepolitik und außenpolitischer Erpressung: Trumps widersprüchliche Zollstrategie
Aus der US-amerikanischen Perspektive gesehen, sind Donald Trumps Zölle eine Art Allheilmittel für vielfältige innen- aber auch außenpolitische Ziele. Einerseits sollen damit industriepolitische Ziele, wie die Ansiedlung von verarbeitendem Gewerbe in den USA oder die Sanierung des Bundeshaushalts durch zusätzliche Einnahmequellen erreicht werden, andererseits dienen sie als Drohungen gegenüber internationalen Partnern und Konkurrenten, um außen- und sicherheitspolitische Ziele zu erreichen. Trump nutzt Zölle als Drohkulisse, damit die NATO-Staaten ihre Verteidigungsausgaben erhöhen oder um bilaterale Wirtschaftsabkommen mit freundlichen Rahmenbedingungen für US-amerikanische Produkte zu verhandeln. Kooperiert man nicht mit den USA, drohen hohe Strafzölle. Gleichzeitig ist allerdings auffällig, dass seine vielfältigen Ziele letztlich widersprüchlich zueinander sind. Die Sicherung des US-Dollars als starke stabile Währung im internationalen Finanzsystem wird durch Trumps Zollpolitik eingedämmt, anstatt zu befördern oder die Verbraucherpreise steigen, weil die Zölle auf importierte Produkte an die Endkunden weitergegeben werden. Die Trumpsche Zollpolitik lässt die Unsicherheit in globalen Handelsfragen enorm steigen, was letztlich für keinen Akteur eine zufriedenstellende Situation darstellt.
Europa muss reagieren: neue Partner, neue Strategien, neue Allianzen
Deutschland und Europa sind dem aber nicht chancenlos ausgeliefert. Zunächst konnten sich viele Unternehmen knapp, aber rechtzeitig auf die erhobenen US-Zölle wappnen und entsprechende Verluste (teilweise und auf kurze Frist gesehen) kompensieren. Weiterhin muss sich der Blick Europas weiten und neue Handelspartner müssen gefunden werden. Von Kanada auf der anderen Seite des Atlantiks über aufstrebende Wirtschaftsmächte in Südostasien und im indopazifischen Raum bis hin zu einer vertieften Zusammenarbeit mit wachsenden Ländern Afrikas – Europa muss und wird neue Allianzen bilden.
Fazit: Handelspolitik im Wandel – Europa braucht neue Verbündete – gelungener Auftakt zu Poliskocht! 2025
Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass keine dieser neuen Wirtschaftsallianzen die USA als Handelspartner vollumfänglich ersetzen werden kann. Entsprechend bedarf es weiterer Strategien, um sich mit den Folgen der Trumpschen Zollpolitik auseinanderzusetzen und um diese bei Bedarf zu kontern oder abzuschwächen. Eine gemeinsame Vereinbarung keine weiteren Zölle zwischen der EU und den USA zu erheben, könnte ein erster wichtiger Schritt sein, wohlwissend, dass dies keine langfristige Garantie für Frieden im Handelsstreit bedeutet und man durchaus weiter Vorsicht walten lassen muss, welche Entwicklungen die USA wirtschaftspolitisch unter Donald Trump zukünftig nehmen werden.
Bei all der inhaltlichen Tiefe und fachlichen Diskussion war ebenfalls für das leibliche Wohl gesorgt – ganz im Zeichen der Veranstaltungsreihe. Die Organisatoren servierten Tacos mit allerlei veganen und vegetarischen Füllungen zur kulinarischen Freude aller Anwesenden. Als Nachspeise gab es ofenfrisch-warmen Apfelkuchen für alle.
An dieser Stelle lässt sich sagen, dass wir mit einer atmosphärisch gelungenen und inhaltlich tiefgehenden Veranstaltung im bewährten Format allen Teilnehmenden einen schönen und informativen Abend bieten konnten. Gleichzeitig bot es einen spannenden Beginn der diesjährigen Polis-kocht-Veranstaltungsreihe.
Information about the Speakers:
Dr. Laura von Daniels ist seit 2019 Forschungsgruppenleiterin der Forschungsgruppe Amerika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. Sie begann ihre Karriere nach einem Studium der Politikwissenschaft als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hertie School of Governance in Berlin. Seit 2015 ist Dr. Laura von Daniels Expertin für die Stiftung Wissenschaft und Politik in der Forschungsgruppe Amerika. Ihre Schwerpunkte liegen in der Wirtschaftspolitik der USA, Handelsabkommen, internationalen Finanzmärkten und den transatlantischen Beziehungen.
Besonders bedanken möchten wir uns zunächst bei Frau Dr. Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) als unserer Speakerin und dass sie sich die Zeit nahm, mit uns ihre fachliche Expertise in Handels-, Finanz- und Zollpolitik zu teilen und in den inhaltlichen Austausch zu gehen. Ebenso bedanken wir uns auch bei allen Teilnehmenden und allen Programmbereichsmitgliedern, die bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Veranstaltung geholfen haben.

Wir bedanken uns außerdem bei der Landeszentrale für politische Bildung Berlin für die diesjährige Förderung zu unserem Gesamtprojekt Polis kocht! We want to thank our Sponsor the Berliner Landeszentrale für Politische Bildung.
Organisator*innen- und Autor*innen-Informationen:
Moderation und Organisation: Leonie Gruber (Programmbereich „Europäische Wirtschaftspolitik“) und Robin Haug (Programmbereich „The America(n)s“).
Autor*in: Robin Haug, Programmleitung „The America(n)s“.
Autor*in: Moritz Pohl, Programmleitung „Europäische Wirtschaftspolitik“.