Polisblog
15. Dezember 2021

#diversityEUnited: ”Minderheitenrechte sind Menschenrechte!”

„Europäischer Minderheitenschutz“ und „Antidiskriminierungsgesetz“ – wie können junge Menschen, die einer Minderheit oder marginalisierten Gruppe angehören, in Europa für ihre Rechte und Forderungen eintreten? In der deutsch-georgisch-ukrainischen Online-Workshopreihe #diversityEUnited ging es genau darum: Empowerment, ein Bewusstsein über die eigenen Rechte und die Entwicklung kreativer Projektideen, um den Stimmen von Minderheiten Gehör zu verschaffen.

Ein Bericht von Nora Pohl

 

Minderheitenrechte in Deutschland, Georgien und der Ukraine

Alle drei Projektländer sind Unterzeichner des Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten, das insbesondere die Gleichstellung von ethnischen Minderheiten innerhalb der Vertragsstaaten sicherstellt. Die Rechte von gesellschaftlichen Minderheiten und marginalisierten Gruppen sind zudem in internationalen Abkommen zum Schutz der Menschenrechte und in den drei Ländern jeweils verfassungsrechtlich festgeschrieben. Ein erstes Ziel unseres Projektes war es, auf Grundlage dieser Vielfalt an rechtlichen Grundlagen des Minderheitenschutzes unsere Teilnehmenden über ihre eigenen Rechte zu informieren.

In unserem ersten Workshop mit der Menschenrechtsaktivistin und –trainerin Oleksandra Romantsova (Center for Civil Liberties) aus Kiew konnten wir eine erfahrene Referentin gewinnen. Nach einer Einführung in die Entwicklung der Menschenrechte beschäftigten sich die Teilnehmenden anhand von Fallbeispielen mit der tatsächlichen Umsetzung von Minderheitenrechten in Deutschland, Georgien und der Ukraine.

 

Jugendpartizipation & Empowerment

Die Teilnehmenden unserer Workshops sind zwischen 18 und 30 Jahren alt und gehören unterschiedlichen Minderheiten oder marginalisierten Gruppen an. Ein wichtiger Teil von #diversityEUnited ist die Verknüpfung von Minderheitenrechten und dem Potenzial von Jugendbeteiligung in sozialen und politischen Fragen. Das Ziel des zweiten Workshops war es daher, den Teilnehmenden einen Überblick über die vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen zu geben. 

Um auch im Workshop zu Jugendpartizipation die Perspektive von Minderheiten nicht aus dem Blick zu verlieren, arbeiteten wir mit zwei Expertinnen des European Center for Minority Issues zusammen. Viktoria Aygül und ihre Kollegin legten ihren Fokus auf Empowerment und illustrierten das Potenzial von Beteiligung anhand inspirierender Beispiele von jungen Menschen, die sich erfolgreich für ihre Rechte eingesetzt haben.

Eine 24-jährige Romnja aus der Zentralukraine, die sich für bessere Bildungschancen von Schulkindern einsetzen möchte, Binnenvertriebene in Georgien und (post-)migrantische junge Menschen in Berlin – die Lebensrealitäten und Herausforderungen unterscheiden sich stark zwischen ländlichen und urbanen Räumen, aber auch zwischen unseren drei Projektländern. Daher wurde in der zweiten Hälfte des zweiten Workshops ein stärkerer Fokus auf die konkrete Situation im jeweiligen Land gelegt. 

Die eine Expertin beschäftigte sich mit den ukrainischen Teilnehmenden insbesondere mit der Rolle von Jugendräten in der Ukraine, Ekaterine Tsvariani (Advisory Council on Youth/Europarat) teilte ihre Erfahrungen mit Jugendbeteiligung in Georgien und Viktoria Aygül diskutierte mit der deutschen Gruppe über verschiedene Formen des Aktivismus im Alltag.

 

Projektplanung und -umsetzung

In den letzten beiden Workshops stand die praktische Anwendung des bisher erworbenen Wissens im Vordergrund. Wie plant man ein erfolgreiches Projekt und welche Fehler sollte man vermeiden? Zu Beginn dieser Workshops hatten wir mit Sanaz Azimipour (Migloom) und Ira Dzirkvadze (NGO Gumbati) zwei Aktivistinnen aus Deutschland und Georgien gewonnen, die ihre Erfahrungen in eigenen Initiativen und Projekten zu Minderheitenrechten mit den Teilnehmenden teilten. Sanaz trägt mit Migloom zum Empowerment von Migrant*innen bei, Ira setzt sich in ihrem Dorf für ein friedliches Zusammenleben verschiedener Minderheiten und die Integration von Umweltgeflüchteten ein. 

Beide erzählten, wie sie Initiativen entwickelten, welche Herausforderungen sie dabei zu meistern hatten und gaben den Teilnehmenden damit wertvolle Praxistipps für eigene Projektideen. Nach diesem Einstieg lernten die Teilnehmenden in einem zweitägigen Workshop mit Anna Gladka, Expertin für Projektmanagement aus der Ukraine, mit welchen Strategien und Methoden sie ihre eigenen Ideen erfolgreich in die Tat umsetzen können.

 

Von der Idee zum eigenen Projekt

Im Anschluss an die Workshopreihe sind die Teilnehmenden nun selbst eingeladen, sich in Gruppen zusammenzuschließen und gemeinsam Projektskizzen zu entwerfen. In den kommenden Wochen werden diese mithilfe von Fördergeldern unserer Unterstützer*innen, der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ), dem Auswärtigen Amt im Rahmen der Civil Society Cooperation sowie den Freundinnen und Freunden der Heinrich-Böll-Stiftung, umgesetzt. Das Projekt #diversityEUnited läuft vom 01.08.2021 bis zum 31.12.2021. 

#MEETUPforPartnership #YOUTHforPartnership

 

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Bildquelle via pixabay 

 

Nora ist bei Polis180 als Co-Programmleitung im Programm Perspektive Ost aktiv. Sie beschäftigt sich im Rahmen der EU-Nachbarschafts- und Erweiterungspolitik hauptsächlich mit dem westlichen Balkan und den Ländern der Östlichen Partnerschaft. Sie hat ihr Studium der Europastudien an den Universitäten Leipzig und Wien abgeschlossen und interessiert sich besonders für die Rolle von Zivilgesellschaft und sozialen Bewegungen in autoritären Systemen. 

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