Junge Wähler und die deutsche Aussen- und Europapolitik im Fokus

DATEN UND KAMPAGNEN:
DIE BUNDESTAGSWAHL 2017

Am 18. Mai diskutierten Polis180-ExpertInnen und GastexpertInnen am DATEN UND KAMPAGNEN: DIE BUNDESTAGSWAHL 2017 über die Interessen junger Wähler an der deutschen Aussen- und Europapolitik. Basis der Diskussion waren die von Dalia Research gewonnen Daten. Das PolisPaper #3 Twitterisation wurde offiziell vorgestellt und es wurde ein Einblick in das kommende PolisPaper #4 gegeben.

Moderiert von Daniel Hardeger wurde der Workshop mit vier Implusvorträgen eröffnet. Guillaume Liegey präsentierte seine Erfahrungen als Campaigner in den USA und Frankreich. Er zeigte den Wert von umfassenden Daten- und Wähleranalysen insbesondere im Rahmen von „door-to-door“-Kampagnen. Gerade die Verbindung aus persönlichen Austausch und Engagement der Campaigner mit den verfügbaren Daten, wo diese am meisten Einfluss erzeugen können, ermöglicht ist, die Zahl der Wähler generell aber auch für eine Sache oder Partei zu erhöhen.

Anschließend folgten die Präsentation von Niklas Anzinger, der das von ihm und von Daniel Hardegger geschrieben PolisPaper #3 Twitterisation, vorstellte. Das Paper zeigte, dass die Menschen mehr Vertrauen in die EU haben als ihre nationalen Regierungen und das soziale Netzwerke, insbesondere Twitter, in Verbindung mit „offline“ Kampagnen Menschen mit der Politik verbinden können. Anschließend gab Tori Dykes einen Einblick in das von ihr und Kris Best verfasste PolisPaper #4 zu den wirtschaftlichen Aussichten junger Menschen in Europe. Auch sie zeigte, dass selbst junge Menschen, die ihre wirtschaftliche Zukunft kritisch sehen, mehr Vertrauen in die EU haben als Ältere.

In der abschließenden Präsentation gab Christoph Klavedh einen exklusiven Vorab-Einblick in die vom ECFR durchgeführte Studie des EU-Coalition Explorer, der am Montag darauf offiziell veröffentlicht wurde. Die Studie befragte mehrere hundert Experten der europäischen Politik aus 28 Ländern und zeigte daraufhin auf, zwischen welchen Ländern gemeinsame Positionen bezüglich der Rolle und Zusammenarbeit bei politischen Herausforderungen zu erwarten sind. Es zeigte sich, dass die Experten über alle Felder hinweg Koalitionspotenzial auf EU und/oder zumindest auf fest-organisierter europäischer Ebene sehen. Selbst im Falle Grossbritanniens wird, mit Ausnahme bezüglich der vertieften Integration, eine überdurchschnittlich großes Potenzial an Koalitionsmöglichkeiten erwartet.

In den Workshops arbeiteten die Teilnehmer mit Unterstützung der Experten Michael Knoll, Susanne Zels, Vincent Venus und Dr. Thomas Falkner daten- und evidenzbasierte Handlungsvorschläge für die Kampagne von Polis180 sowie Parteien, Campaigner und/oder einfach politisch Interessierte zur Bundestagswahl 2017 heraus. Im Fokus standen dabei die Interessen junger Wähler bezüglich der deutschen Außen- und Europapolitik. Als Basis dienten die von Dalia Research über mehrere Erhebungen erworbenen Daten zum Wahlverhalten, den Interessen und Positionen auch junger Wähler zur deutschen Aussen- und Europapolitik.

Es zeigte sich, dass die jungen Menschen, wie bereits in den Paper #3 und #4 angesprochen, über alle Themen hinweg ein großes Vertrauen in die EU haben und wollen, dass die Herausforderungen auf dieser Ebene gelöst werden. Selbst bei den Themen soziale Sicherheit und Entwicklungshilfe, wo der Wunsch nach stärkeren Mitgliedsstaaten am grössten war, war der die Zahl jener, die eine aktive Rolle der EU wollen, am höher.

Wir möchten an dieser Stelle nochmals allen Teilnehmern sowie internen und externen Experten für ihre Inputs, Gedanken und Ideen danken. Wir freuen uns bereits auf das erscheinen des PolisPaper #4 Anfang Juni.

UNSERE EXPERTINNEN UND GÄSTE

Guillaume Liegey ist Experte für Wahlkampfstrategien. 2012 war er Leiter des nationalen Bereichs für den Präsidentschaftswahlkampf von François Hollande. Er ist Mitgründer von Liegey Muller Pons (LMP), einer Organisation für Wahlkampftechnologien, die bereits für Wahlkämpfe in 14 Ländern Europas verantwortlich war sowie mit der Bewegung „En Marche“ des französischen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron zusammenarbeite. Guillaume lehrt außerdem zu Wahlkampagnen an der Science Po Paris. Er studierte an der HEC und Harvard und hält Masterabschlüsse in Management und Public Administration.

Michael Knoll ist Leiter des Berliner Büros der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Er beschäftigt sich mit Fragen sozialer Innovation, politischer Governance und Digitalisierung sowie mit Themen der europäischen Integration sowie mit bildungs- und hochschulpolitischen Fragen.

Seine berufliche Karriere begann beim Universitätsverlag Konstanz (uvk), wo er die Reihen „édition discours“ und „raisons d’agir“ betreute. Von März 2002 bis Ende 2005 arbeitete er im Bundestagsbüro von Joschka Fischer als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu europa-, außen- und sicherheitspolitischen Fragen.

Geboren 1957 in (Ost-)Berlin. Studium (Journalistik) und Promotion (Dr. rer. pol.) an der Karl-Marx-Universität Leipzig. 1985 bis 1990 Redakteur beim Rundfunk der DDR (Hörfunk). 1990 bis 1992 Bonner Korrespondent der „Freien Presse“ Chemnitz. 1993/94 stellvertretender Chefredakteur der Zeitung „Junge Welt“. Im Herbst 1989 Mitbegründer der „Plattform WF“ als erstem oppositionellem Zusammenschluss innerhalb der SED zur Wendezeit; erster frei gewählter SED-Parteisekretär beim Rundfunk der DDR. Öffentliche Beendigung der Unterstellung des staatlichen Rundfunks der DDR unter die Weisungsbefugnis des SED-Zentralkomitees und seines Apparates. Ende 1989 Auflösung der Betriebskampfgruppen und der Betriebsparteiorganisation. Dezember 1989 Wahl in den Parteivorstand der SED-PDS. Frühjahr 1990 Rückzug aus der, Sommer 2004 Rückkehr in die Politik. Mitarbeiter des damaligen PDS-Bundesvorsitzenden und brandenburgischen PDS-Landtagsfraktionschefs Lothar Bisky. 1999 bis 2002 Leiter des Bereiches Strategie und Grundsatzfragen beim Parteivorstand der PDS. Danach in Sachsen-Anhalt und dann in Brandenburg tätig, z. Z. als Referent des Vorstandes der Fraktion DIE LINKE im Landtag. Verfasser mehrerer Bücher, darunter „Sturm aufs Große Haus. Der Untergang der SED.“ (mit Gregor Gysi, 1990), „Absturz in die Marktwirtschaft. Der schwere Weg durch die ostdeutsche Wirtschaftskrise“,„Aufschwung PDS. Rote Socken zurück an die Macht?“ (mit Dietmar Huber; beide Bände: München: Knaur 1994). Aufsätze in Sammelbänden und politischen Zeitschriften, darunter insb. “Berliner Republik”.

Vincent Venus arbeitet als Projektmanager bei der Denkfabrik „Das Progressive Zentrum“. Er ist Mitglied der SPD und war dreimal hauptamtlicher Wahlkämpfer, u.a. in Texas. Weitere Kampagnenerfahrung sammelte er bei den Jungen Europäischen Föderalisten Deutschland, deren Kommunikation er leitete. Vincent studierte European Studies und European Public Affairs an der Maastricht University.

Christoph Klavehn

Christoph Klavehn ist Project Coordinator im Berliner Büro des European Council on Foreign Relations und dort für das Projekt Rethink: Europe zuständig. Zuvor war er in verschiedenen Positionen unter anderem beim German Marshall Fund of the United States und der Atlantik-Brücke e.V. tätig. Daneben arbeitete er bei der stiftung neue verantwortung zu den Themen Foresight-Analyse und Szenarioentwicklung. Sein Studium der Internationalen Beziehungen und Verwaltungswissenschaft absolvierte er in Dresden, Lausanne und London.

Daniel Hardegger ist Doktorand der London School of Economics (LSE) und Mitglied im Vorstand von Polis180, verantwortlich für IT und Entwicklung. Er arbeitet als Strategie- und Verhandlungsexperte für Firmen, Stiftungen, Behörden und nationale wie internationel Organisationen. Er hat einen BA in Germanistik sowie einen MA in Geschichte der Universität Bern.

Tori Dykes ist Master Studentin im Public Policy der Hertie School of Governance. Ursprünglich aus den USA interessiert sie sich für die Verbindung von Technologie und Governance sowie Korruption und Transparenz in der Politik. Bei Polis180 engagiert sie sich im Programm Digitalisierung und Cybersicherheit.

Kris Best ist Studentin im Master of Public Policy Programm der Hertie School of Governance und kommt aus Vancouver, Kanada. Sie studiert Wirtschaft und Politikwissenschaften in Kanada und Frankreich. Ihr Fokus ist die Wirtschafts- und Fiskalpolitik der EU. Sie engagiert sich im Dalia Projekt und im Programm EU von Polis180.

Bevor er bei Dalia einstieg, arbeitete Niklas für die Management Beratungsfirma Roland Berger und beriet Klienten des Energie und Infrastruktur Sektors. Er hat einen BA sowie einen MA sowie MPP in Wirtschaft, Internationale Beziehungen und Public Policy der Universität Bayreuth, der Maxwell School of Citizenship und Public Affairs sowie der Hertie School of Governance.

Dalia Research

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