Polis-Workshop zu Jugend in Konflikten – PeaceLab2016

Polis-Workshop zu Jugend in Konflikten – PeaceLab2016

Junge Menschen haben großes Potential, als ZukunftsträgerInnen ihres Landes an Friedensprozessen und beim Friedenserhalt mitzuwirken. Die im Dezember vergangenen Jahres verabschiedete VN-Sicherheitsrats-Resolution 2250 „Youth, Peace and Security“ verpflichtet auch Deutschland, das Potential junger Menschen im Bereich Frieden und Sicherheit zu berücksichtigen und zu fördern. Deshalb hat Polis 180 – Grassroots-Thinktank für Außen- und Europapolitik in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung am 6. Oktober den Workshop „Youth in Conflict“ veranstaltet. Er war Teil des „PeaceLab2016 – Krisenprävention weiter denken“ und hat somit die Bedeutung von Jugend in Konflikten im Leitlinienprozesses über strategische Ziele und Prioritäten des deutschen staatlichen Engagements für Krisenprävention, Stabilisierung und Friedensförderung hervorgehoben.

Die von internationalen ExpertInnen geleiteten Arbeitsgruppen zu den Themen (1) Jugend im Kontext bewaffneter gewaltsamer Konflikte; (2) Jugend im Kontext von Friedensprozessen und Konflikttransformation; sowie (3) Jugend und Konflikt im Kontext deutscher Außen- und Entwicklungspolitik kamen zu folgenden grundsätzlichen Ergebnissen: Deutschland müsse sich stärker im Bereich Jugend und Friedensförderung engagieren und dabei die Komplexität des Themas berücksichtigen. „Jugendliche“ sind keine homogene Gruppe, sondern haben, wie jedes Individuum, multiple Identitäten – Nationalität, Partei, Ethnie, Gender. Viele dieser Identitäten sind bedeutender als etwa die Verbundenheit mit anderen Jugendlichen. Also sollten kleinere, lokale Projekte/Partner, die sich kontextspezifisch auf die Arbeit mit Jugendlichen in den betroffenen Regionen konzentrieren, gefördert werden. Zudem können junge Menschen sowohl Opfer, Gewaltakteure oder/und FriedensstifterInnen in bewaffneten Konflikten sein. Es ist kaum möglich, hier eine scharfe Trennlinie zu ziehen. Laut den ExpertInnen ist es wichtig, Jugend als Teil von Zivilgesellschaft zu begreifen und sie zwar explizit aber nicht exklusiv zu fördern. Die kontroversen Debatten über Partizipation und die Überwindung „natürlicher“ Hierarchien müssten besonders auch im Themenkomplex Jugend und Partizipation geführt werden: Wie kann eine vielfältige Repräsentation von jungen Erwachsenen, auch in Fragen von (internationaler) Sicherheit, Schutz und Partnerschaften, gewährleistet werden?

Die Arbeitsgruppen haben einige Vorschläge für das deutsche Engagement auf nationaler und internationaler Ebene ausgearbeitet. Demnach bestehe auf nationaler Ebene die Notwendigkeit, Forschung im Bereich „Youth, peace and security“ stärker zu fördern. Hier bedürfe es neben der Grundlagenforschung auch einer Evaluation der Wissensbedürfnisse aus der Praxis, um Wissenstransfer zwischen Theorie und Praxis zu fördern. Laut der Arbeitsgruppen erfordert es besonderes Know-how, Jugendliche im Umgang mit Gewalterfahrungen, Trauer und Angst zu unterstützen und sie gleichzeitig nicht als Opfer oder TäterInnen zu kategorisieren. Vielmehr müssten sie in friedensfördernde Maßnahmen einbezogen werden. Ohne klare Strategie und Evaluationsmechanismen der von Deutschland bereits geförderten Jugendprojekte, oder gar einer Budget-Linie für Jugendliche in ziviler Konfliktbearbeitung kann die Expertise vieler nationaler und internationaler Organisationen aber nicht eingesetzt werden. Die verbreitete Annahme, Jugendorganisationen seien ausschließlich ehrenamtlich engagiert und motiviert, müsse korrigiert und lokale Jugendorganisationen finanziell unterstützt werden. Im Beirat Zivile Krisenprävention sollte eine (junge) Person die Belange von Jugend in Friedensförderung vertreten („Youth Focal Point“). Um das Thema auf internationaler Ebene voran zu bringen, könnte sich Deutschland beispielsweise mittels des United Nations Peacebuilding Fund (UNPBF) für die Förderung von Jugendprojekten einsetzen und innerhalb der VN für die Entwicklung eines Aktionsplans werben. Die VN-Resolution 2250 bietet die Grundlage für ein solches Engagement und sollte komplementär zur Resolution 1325 zu „Women, Peace and Security“ gedacht werden.

Sabine Gans (Bundesministerium der Verteidigung), Dr. Thomas Helfen (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und Christian Jetzlsperger (Auswärtiges Amt) waren sich in der anschließenden Feedbackrunde einig, dass junge Erwachsene in friedensfördernde Maßnahmen eingebunden werden müssten, weil das eine notwendige Voraussetzung für nachhaltigen Frieden darstelle und das Thema Jugend in alle Politikbereiche Einzug finden müsse.
Dieser Beitrag wurde ebenfalls auf frient.de hier publiziert. Konkret formulierte Handlungsempfehlungen des Polis180-Workshops sind hier nachzulesen.

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