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PROGRAMM MIGRATION

Migration existiert, seitdem es Leben auf der Erde gibt. Dabei verändern sich stetig die Ursachen und Dimensionen von Wanderungsbewegungen. Die Mobilität von Menschen ist heute ein zentraler Bestandteil unserer globalisierten Welt. Jedoch wird in politischen Konflikten Migration oft instrumentalisiert. Migrationspolitische Ansätze, die diese Spannung überwinden, werden im Programm Migration von Polis180 thematisiert und entwickelt.

Der Anspruch des Programms ist es, mit Hilfe wissenschaftlich fundierter Analyse und innovativen Projekten öffentliche Impulse und Politikempfehlungen hervorzubringen, die Mythen entlarven, festgefahrene, polarisierende Narrative und Diskurse aufbrechen und neue Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Als junge Expert*innen wollen wir ein Bindeglied zwischen Wissenschaft und Politik, zwischen Theorie und Praxis sein und  die Perspektive unserer Generation in öffentliche Debatten einbringen.

Wir verstehen Migration als Querschnittsthema und wollen künftig auch die Schnittstellen mit Themenbereichen wie Frieden & Konflikt, Gender, nachhaltige Entwicklung, Klima und Digitalisierung in den Blick nehmen. Außerdem setzt sich das Programm kritisch mit innenpolitischen Aspekten von Integration und politischer Teilhabe, dem  Schutz von Geflüchteten vor Gewalt und Verfolgung sowie den Ursachen von Flucht und Vertreibung (z.B. Konflikte, Armut und Klimawandel) auseinander.

Unsere aktuellen Veranstaltungen findet Ihr hier.

DEINE ANSPRECHPARTNERINNEN

Du möchtest Dich im Programm engagieren? Melde Dich bei uns, wir freuen uns über neue Gesichter und sind immmer auf der Suche nach Verstärkung!

UNSERE TREFFEN & PROJEKTE

Neben der regelmäßigen Arbeit der Projektgruppen treffen wir uns als Programm einmal im Monat (normalerweise am zweiten Dienstag im Monat), diskutieren aktuelle Themen und Projektideen und begrüßen neue Mitglieder und Interessent*innen. Bei dieser Gelegenheit kannst Du Dich mit eigenen Ideen einbringen oder Dich bestehenden Projekten anschließen. Dafür sind keine Vorkenntnisse nötig, Deine Motivation und Zeit reichen uns!

Welche Aktivitäten und Formate sind möglich?

Bei allem gilt: Wir wollen Euch viel Freiheit lassen, wie genau wir kleine und große Ideen gemeinsam umsetzen.

Auch die Zielgruppen sind breit gefächert und umfassen sowohl Schüler*innen (z.B. im Rahmen von Workshops und Bildungsarbeit, bspw. der Workshop Migration) als auch Politiker*innen (z.B. Abgeordnete beim Wahlprogramm-Check) oder Wissenschaftler*innen. Wir wollen komplexe politische Themen durch leicht zugängliche Formate für eine breite Öffentlichkeit aufbereiten, aber auch wissenschaftlich fundiert den politischen Diskurs beeinflussen.

An diesen aktuellen Projektideen könnt Ihr Euch beteiligen (Stand: Dezember 2022)

Vor allem gilt: Was auch immer Euch interessiert, schlagt es einfach vor und wir können gemeinsam überlegen, wie wir es umsetzen könnten! Ein paar Ideen sind aber bereits in Planung, die jeweiligen Projektgruppen freuen sich über Eure Unterstützung:

    • Aktuell beschäftigt uns natürlich der Krieg in der Ukraine. In diesem Rahmen werden spezielle Formate entwickelt, darunter eine Blogbeitrag- oder Podcast-Serie. Meldet Euch auch dazu bei Julie.
    • Blogbeitrag zum Thema Migration und Wasserpolitik  in Jordanien. Schreibt bei Interesse eine kurze Mail an Julie.
    • Die Situation an der Grenze Polen-Belarus: Wir wollen ein Policy Paper oder einen Blogbeitrag, vielleicht sogar eine kleine Serie mit mehreren Publikationen vorbereiten (gemeinsam mit dem Programm Peace & Conflict). Wenn Ihr Euch für dieses Thema interessiert, meldet Euch einfach direkt bei Stella.
    • Gemeinsam mit mehreren anderen Programmen wollen wir eine Workshop-Reihe und eine Publikation zum Thema „Grenzen x Gewalt x Migration“ (meldet Euch bei Interesse an diesem Projekt bei Stella) vorbereiten und uns aus historischer, theoretischer, empirischer und politischer Perspektive u.a. mit Fragen wie diesen auseinandersetzen: Wie verursachen Grenzen Gewalt? Wie werden Grenzen, Mobilität und Migration im öffentlichen Diskurs geframet? Was bedeuten Grenzen für die Legitimität demokratischer Systeme?

Diese weiteren Themen wollen wir langfristig bearbeiten:

Abgesehen davon haben wir aber auch schon viele Themen gesammelt, mit denen wir uns in kommenden Projekten beschäftigen können und wollen:

  • Die Entwicklung Afghanistans nach der Machtübernahme der Taliban
  • EU-Migrationspolitik und Externalisierung der Außengrenzen
  • Seenotrettung und die östliche Mittelmeerroute
  • „The German Dream“ – Träume, Hoffnungen, Erwartungen zum Leben in Deutschland
  • Resettlement-, Aufnahme- und Rückkehrprogramme
  • Deutsche Politiker*innen mit Migrationserfahrung, politische Teilhabe und Repräsentation
  • Klimabedingte Migration

UNSERE NÄCHSTEN PROGRAMMTREFFEN

Unser nächstes offenes Programmtreffen findet am 13. Dezember 2022 um 19:00 Uhr statt. Auch davor könnt Ihr jederzeit Kontakt mit Julie oder Stella aufnehmen, uns Fragen stellen oder Euch einer Projektgruppe anschließen. Wir freuen uns auf Euch!

Weitere Termine

  • 08. November 2022, 19:00 – 20:00 Uhr
  • 13. Dezember 2022, 19:00 – 20:00 Uhr

Melde Dich für den Polis180-Newsletter an, um Einladungen zu den Treffen und weitere Informationen zu erhalten!

AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN

Classe, Franz & Spandau, Carsten. Podcast-Episode, MigraTon: Deutsches Willkommens- und Wohlstandsmodell im Wandel – Ein MigraTalk mit MdB Hakan Demir, Dezember 2022.

Classe, Franz; Courbon Julie; Klein Marie; Kohestani Trina; Spandau Carsten. Podcast-Episode, MigraTon: Frauen auf der Flucht – Angekommen in Deutschland. Raus aus dem Gewaltkontinuum?, November 2022.

Akarsu, Ezgi; Bartholomaeus, Stella; Classe, Franz; Courbon Julie; Götte Malte; Klein Marie; Kohestani Trina; Luppen Jonas; Spandau Carsten; Weisner Zina. Podcast-Episode, MigraTon: Eine umstrittene Asylpraxis hält sich hartnäckig – Das Diskretionsgebot, August 2022.

Akarsu, Ezgi; Classe, Franz; Courbon Julie; Götte Malte; Klein Marie; Kohestani Trina; Luppen Jonas; Spandau Carsten; Weisner Zina. Podcast-Episode, MigraTon: HOME AGAIN – Ein MigraTalk mit Filmregisseur Babucarr Manka, Juli 2022.

Courbon, Julie; Weisner, Zina. Activation of the temporary protection directive: Renaissance or tight-rope act for the EU asylum system? Polis Blog, 18. März 2022.

Akarsu, Ezgi; Bartholomaeus Stella; Classe Franz; Courbon Julie; Klein Marie; Kohestani Trina; Luppen Jonas; Spandau Carsten, Weisner Zina. Podcast-Episode, MigraTon: How to #standwithukraine – Aktuelle Perspektiven, Hilfsangebote und Einsatzmöglichkeiten, 14. März 2022.

Akarsu, Ezgi; Butler Christiane; Classe Franz; Courbon Julie; Gabor Sanziana; Haux, Simon; Kohestani Trina; Luppen Jonas; Rapp, Simon; Spandau Carsten, Weisner Zina. Podcast-Episode, MigraTon: No human weapons – what is happening at the Belarus-Poland border?, 26. Januar 2022.

Butler, Christiane; Classe, Franz; Kebschull, Christof; Efremova-Busch, Stephanie; Gabor, Sanziana; Hase, Johanna; Haux, Simon; Hrynek, Viktoria; Kessler, Sabeth; Kohestani, Trina; Luppen, Jonas; Rapp, Simon; Spandau, Carsten; Weisner, Zina. Podcast-Episode, MigraTon: Wahlprogramm-Check Migration, 21. September 2021.

Butler, Christiane; Classe, Franz; Kebschull, Christof; Efremova-Busch, Stephanie; Haux, Simon;  Hrynek, Viktoria; Kessler, Sabeth; Kohestani, Trina; Gabor, Sanziana; Rapp, Simon; Spandau, Carsten; Weisner, Zina. Podcast-Episode, MigraTon: The Game – Was passiert an den Europäischen Aussengrenzen? (Teil 2/2), 6. August 2021.

Bartholomäus, Stella; Bruker, Janek; Courbon, Julie; Friesen Tanja; Haux, Simon; Irscheid, Jassing; Vossen, Marlene. Fluchtursachen gemeinsam mindern: Globale Herausforderung – lokale Lösungen – Deutschlands Verantwortung. In: Fokus Frieden & Sicherheit: Lösungen für eine resiliente deutsche Außenpolitik, Ergebnisse der Polis180-Policy Kitchen, Mai 2021.

Classe, Franz; Efremova-Busch, Stephanie; Rapp, Simon & Weisner, Zina. Team: Butler, Christiane; Haux, Simon; Hrynek, Viktoria; Kebschull, Christof; Kessler, Sabeth; Kohestani, Trina, Spandau, Carsten. Podcast-Episode, MigraTon: The Game – Was passiert an den EU-Aussengrenzen? (Teil 1/2), Juni 2021.

Gätjen, Amelie & Fritz, Pauline. Where are Europe’s borders? The EU Border Externalisation Policies Discussed. Polis Blog, 03. Juni 2021.

Hase, Johanna & Galaski, Jascha. How the European Commission Frames Migration. Polis Blog, 31. März 2021.

Butler, Christiane; Classe, Franz; Efremova-Busch, Stephanie; Hrynek, Viktoria; Rapp, Simon & Spandau, Carsten. Team: Kebschull, Christof; Kessler, Sabeth; Kohestani, Trina. Podcast-Episode, MigraTon: Deutschland als Einwanderungsgesellschaft – Meinungsaustausch über Migration, 15. Februar 2021.

Gätjen, Amelie; Stephan, Nina; Duken, Carlotta; Deckers, Carla. Zwischen Kindeswhol und Kindeswohlgefährdung. Handlungsempfehlungen für die Verbesserung der mentalen Gesundheitsversorgung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Polis Brief N° 20, Oktober 2020.

Irscheid, Jassin. Bekennt sich die EU endlich zu einer humanen Asylpolitik?. Polis Blog, 23. Juli 2020.

Hase, Johanna. Es ist kompliziert? Europäische Asylpolitik in Zeiten des Coronavirus. Polis Blog, 06. Juli 2020.

RÜCKBLICK VERANSTALTUNGEN

Polis kocht!: Klimabedingte Migration - wo steht die Außenpolitik? 16. Nov 2022

Klimabedingte Migration – wo steht die Außenpolitik? Polis kocht!

Weitere Infos zur Veranstaltung am 16. Nov 2022 hier.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Polis kocht! organisierte der Programmbereich ein Diskussionsabend bei dem gemeinsam gekocht wurde und über die Zusammenhänge zwischen Klimakrise, menschlicher Mobilität und Konflikten diskutiert wurde. Darüber sprachen wir beim Tischgespräch am 16. November 2022 in voller Runde mit unseren Gästen Hannes Einsporn (Senior Project Manager Migrationsprogramm bei der Robert-Bosch-Stiftung), Dr. Adrien Detges (Senior Advisor im Programm Diplomatie und Sicherheit beim Klima Forschungs- und Beratungsinstitut Adelphi) und Lucas Kluge (Doktorand beim Potsdamer Institut für Climate Impact Research, Forschungsgruppe „Impacts of climate change on human population dynamics“).

Unser Abend bot uns die Gelegenheit, uns mit der schwierigen Typologie des „Klimamigranten“ zu beschäftigen. Hier haben wir uns vor allem auf zwei Kontroversen konzentriert: den Kausalzusammenhang zwischen klimabedingten Faktoren und neuen Wanderungsbewegungen sowie die Rechtslage der Betroffenen. Kann man überhaupt von „Klimageflüchteten“ sprechen, wenn in der Genfer Konvention kein entsprechender Status vorgesehen ist? Wenn es sich bei den Vertriebenen häufig um Binnenvertriebene handelt? Wie können zuverlässige Daten erhoben werden, wenn es keine international anerkannte Definition des Phänomens gibt?

Unsere Experten waren vorsichtig mit den aktuellen Schätzungen der Weltbank (ca. 150 Millionen Vertriebene bis zum Jahr 2050). Es ist derzeit sehr schwierig zu definieren, was ein Klimamigrant oder -flüchtling ist, und die Auswirkungen des Klimawandels mit menschlichen Bewegungen in Verbindung zu bringen, die ihrerseits von zahlreichen Pull-Faktoren angetrieben werden. Auch bei Konflikten gibt es keine Automatismen. Eine Ausnahme bilden Gebiete wie Bangladesch oder die Pazifischen Inseln, die vom Verschwinden bedroht sind, wobei auch hier der rechtliche Status im Sinne einer potenziellen Staatenlosigkeit unklar ist.

Ein weiteres Thema, mit dem wir uns befasst haben, ist die Präventionspolitik, die es bereits heute umzusetzen gilt, vorzugsweise auf lokaler Ebene und im Rahmen der Planungsstrategie für Städte und Infrastruktur. Fragen, die im Hinblick auf die Entwicklungspolitik, aber auch auf die Stadtpolitik verfolgt werden müssen. Unsere Experten betonten, dass es sich hierbei um ein bestehendes Thema handelt, das jedoch auf nationaler Ebene weltweit noch nicht sehr weit fortgeschritten ist. Es handelt sich um einen echten strategischen Schwerpunkt, der auf internationaler Ebene unterstützt und thematisiert werden muss, um uns auf Phänomene vorzubereiten, die zwar noch komplex zu definieren, aber real sind und adressiert werden müssen.

Auch wenn der Ton unter unseren Teilnehmenden manchmal desillusioniert wirkte und es an politischen Maßnahmen zu diesem Thema schmerzlich mangelt, wollten unsere drei Experten mit einer optimistischen Note enden und betonten, dass eine vorausschauende menschliche Mobilität eine Chance sein kann, dass es Mechanismen auf städtischer Ebene gibt und dass das Thema in den letzten Jahren in der internationalen Debatte an Bedeutung gewonnen hat. Genug Anhaltspunkte, um uns zu motivieren, die Debatte fortzusetzen und gemeinsam über politische Lösungen für die Herausforderungen von morgen nachzudenken.

Projektteam: Stella Bartholomäus, Julie Courbon und Pascal Goddemeier

New risks for old dilemmas in the Agadez region: Is the EU migration policy in Niger a success? 14. Jun 2022

New risks for old dilemmas in the Agadez region: Is the EU migration policy in Niger a success?

A discussion with Johannes Claes from the Clingendael Institute.

Important migration routes towards Europe run through Niger due to its location at the entrance to the Sahara Desert. In 2015, the Niger government adopted Law 36-2015 to criminalize smuggling along the historical migration routes in the Agadez region. While this law undermined the local economy and forced migrants to use more dangerous routes, the EU welcomed it as a success.

  • How has the EU’s migration policy in the Sahel fared?
  • Did it contribute to more stability in the region or does it threaten local balances?
  • What place does the Sahel strategy have in the new EU multiannual financial framework and to what extent will this influence migration developments in Niger?

Together with Johannes Claes from the Dutch Institute of International Relations Clingendael,we would like to introduce and review the EU’s migration policy in Niger, its impacts on the local economy and migration movements in the region, as well as its future developments.

We – the Polis180 programmes “WANA, Sahel & Beyond” and “Migration” – are glad to invite you to this online event on 14th June 2022 at 6:30 pm via Zoom. The event will be held in English. No prior knowledge about Niger is necessary. Further informations about the event here!

For any further questions, please contact Lisa Erlmann (lisa.erlmann@polis180.org) from the programme “WANA, Sahel & Beyond” or Julie Courbon (julie.courbon@polis180.org) from the programme “Migration”.

Project team: Stella Bartholomäus, Julie Courbon and Lisa Erlmann.

 

Johannes Claes is a Research Fellow with Clingendael’s Conflict Research Unit. He focuses on matters of political economy and governance in the Sahel. From 2017 to 2019 he lived in various countries in West Africa working on migration and displacement issues. Johannes previously worked for the Mixed Migration Center in Dakar where he led a regional data collection and analysis project on mixed migration flows, and before that for Médecins du Monde in Niger, where he worked on humanitarian projects mainly in the regions of Agadez and Tillabéri.

POLIS TEATIME – Wie geht Jugendpartizipation? Perspektiven von (post-)migrantischen und marginalisierten Communities. 15. Dez 2021

Polis Teatime
Wie geht Jugendpartizipation? Perspektiven von (post)migrantischen und marginalisierten Communities

15. Dezember 2021 | 18:00 – 20:00 | Café MadaMe. Weitere Infos zur Veranstaltung am 16. Nov 2022 hier.

Demokratie lebt von der Beteiligung aller Menschen – doch welche Formen der Beteiligung stehen insbesondere marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen offen? Wie organisieren sich ethnische Minderheiten, wie funktioniert politische und soziale Selbstorganisation von (post-)migrantischen Gruppen? Und wie können sich gerade junge Menschen einbringen?

In unserem Projekt #diversityEUnited haben wir diese Fragen in Online-Workshops mit jungen Menschen aus Deutschland, Georgien und der Ukraine diskutiert, die unterschiedlichen marginalisierten Gruppen angehören. Die Teilnehmenden hatten dann die Chance, eigene Projekte zum Thema Minderheitenrechte und Jugendpartizipation umzusetzen. In der Teatime stellen wir euch ihre Projekte vor und sprechen dann mit zwei Expert*innen über migrantische Selbstorganisation, über Beteiligung von autochthonen Minderheiten und darüber, wie Empowerment und Beteiligung von marginalisierten Gruppen funktionieren kann.

Der Jugendmigrationsbeirat Berlin (JMB) bringt die Perspektive der (post-)migrantischen Communities Berlins und insbesondere der Selbstorganisation von jungen Menschen ein. Der JMB vertritt die Interessen junger Menschen mit eigener oder familiärer Migrationsgeschichte und steht für die soziale, politische und gesellschaftliche Gleichstellung junger Menschen ein.
Christoph Graf ist Vizepräsident der Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV/YENI), dem größten Netzwerk von Jugendorganisationen der autochthonen und nationalen Minderheiten in Europa. Unter dem Slogan „Living Diversity – Vielfalt leben“ vertritt die JEV Interessen junger Angehöriger nationaler, ethnischer und sprachlicher Minderheiten. Christoph ist selbst Angehöriger der sorbischen Minderheit und wird uns mehr über Jugendbeteiligungs- und Organisationsformen der Minderheiten in Deutschland erzählen.

Wir freuen uns auf die Diskussion, und auch, dass sie in Präsenz stattfinden kann. Aus aktuellem Anlass wird diese Veranstaltung nach der 2G Regel geplant (Geimpfte, Genesene). Wenn ihr euch zusätzlich testet, umso besser! Vegetarische Snacks und alkoholfreie Getränke stehen kostenlos zur Verfügung. Diese Teatime ist eine Kooperation zwischen den Programmbereichen “Perspektive Ost” und “Migration” sowie dem deutsch-georgisch-ukrainischen Projekt #diversityEUnited.

Das Projekt wird durch das Förderprogramm “MEET UP! Youth for Partnership” von der Stiftung für Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Auswärtigen Amt sowie durch die Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung gefördert.

#MEETUPforPartnership #YOUTHforPartnership

Bei weiteren Fragen wendet Euch gerne an Nora Pohl vom Programmbereich “Perspektive Ost” oder Stella Bartholomäus vom Programm „Migration“.

Diaspora & Entwicklung: Bottom-Up Ansätze BarCamp Veranstaltung mit Maiva Keutchaji, Renée Eloundou und Tatiana Ngobo. 26. Aug 2021

Diaspora & Entwicklung: Bottom-Up Ansätze

BarCamp Veranstaltung mit Maiva Keutchaji, Renée Eloundou und Tatiana Ngobo

Weitere Infos zur Veranstaltung am 26. August 2021 hier.

Die Verbindung zwischen internationaler Migration und Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ist nicht ausreichend in ihrer Komplexität bekannt und die transnationale Beiträge von Diasporamitgliedern nicht ausreichend untersucht. Zum Auftakt einer neuen Staffel der Serie DIASPORA? haben wir uns daher im Hybridformat sowohl in der berliner Ulme 35 – Interkulturanstalten e.V. als auch digital getroffen, um weitere Perspektiven auf das Thema „Diaspora & Entwicklung“ zu werfen.

Anlass war die Veröffentlichung des Videointerviews mit Maiva Keutchaji, einer jungen Aktivistin aus Kamerun, die sich von Berlin aus für die Förderung junger Mädchen in ihrem Herkunftsland einsetzt. 2018 gründete sie mit Schulfreundinnen den Verein Fortis Puella in Jaunde, mit dem sie die Schuldbildung kamerunischer Mädchen fördern will. Maiva lebt seit über sieben Jahren in Deutschland und möchte Fortis Puella nun auch hier als Verein eintragen, um die Reichweite ihres Engagements auch in Europa zu verbreiten. Das Engagement, die Kompetenzen und die Informationen dafür bringt Maiva mit; für die Vereinseintragung suchte sie noch sechs weitere, in Deutschland lebende Gleichgesinnte.

Die Veranstaltung im BarCamp-Format diente der Vernetzung und dem Erfahrungsaustausch zwischen Engagierten und Stakeholdern migrantischer, diasporischer Vereine, die im Bereich der EZ aktiv sind.

Zu Gast waren die Aktivistin Maiva Keutchaji, Renée Eloundou, Bildungsreferentin bei NARUD e.V. und Leiterin der Geschäftsstelle vom Landesverband Afrikanischer Vereine sowie Tatiana Ngobo, Mitarbeiterin im Verein Camfomedics e.V.

Renée Eloundou brachte eine praxisorientierte Perspektive auf die Herausforderungen für das Engagement migrantischer Vereine und insb. Freiwilliger aus dem globalen Süden im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit mit. Tatiana Ngobo präsentierte das gelungene Beispiel eines Bottom-Up-Ansatzes aus der Diaspora: Seit 1994 schließen sich Ärzt*innen kamerunischer Herkunft zusammen, um durch Vernetzung und Informationsaustausch die Ankunft junger Pharma-, Heilkunde- und Medizinstudent*innen aus Kamerun – und aus Ländern in Subsahara-Afrika – in Deutschland zu fördern und ihre Integration in diesen Studiengängen zu vereinfachen. Mittlerweile führt Camfomedics vielfältige Projekte zwischen Deutschland und Kamerun durch, um die Rahmenbedingungen der Gesundheitsvorsorge zu verbessern, medizinische Fachkräfte mit Beratungsangebote zu unterstützen oder mit Fachworkshops oder Praktika (in Kamerun oder in Deutschland) weiterzubilden. Weil Camfomedics von in Deutschland ausgebildeten kamerunischen Ärzt*innen geführt wird, hat der Verein gute Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen medizinischem Fach- und Nachwuchspersonal in Deutschland und in Kamerun. Abseits des Problems der finanziellen Ressourcen stellt die Frage der effizienten Vernetzung der in Deutschland lebenden Studierenden aus afrikanischen Ländern die größte Herausforderung dar – und ist gleichzeitig die große Stärke des Vereins. Hindernisse liegen in der Zersplitterung der Vereins- und Initiativlandschaft und mangelndem Interesse bei Betroffenen angesichts anderer Probleme.

Renée Eloundou erläuterte weitere praktische Hürden für das Engagement von in Deutschland lebenden Menschen aus dem globalen Süden: die Anerkennung von Kompetenzen, die Fragmentierung der Initiativen und administrativen Hürden wie Visafragen standen im Mittelpunkt der Diskussion.

Gemeinsam erläuterten wir essentielle Kriterien für erfolgreiche Bottom-Up Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit durch Freiwillige aus dem globalen Süden.

  • Weil viele Diasporamitglieder und Menschen mit einer Migrationserfahrung – bspw. aus Kamerun – sich von Deutschland aus engagieren, gibt es sehr viele Initiativen und Vereine bundesweit, die teilweise ähnliche Ziele verfolgen. Dieser Fragmentierung macht eine solide Vernetzung unabdingbar, denn sie konkurrieren um dieselben finanziellen und personellen Ressourcen. Auch wenn die lokale Verankerung der Vereine sehr wichtig ist, kann Zusammenarbeit ihre Strahlkraft stärken und die Umsetzung von größeren Projekten fördern.
  • Diese Netzwerke sind besonders wichtig, um an praktische Informationen zu gelangen. In der Vereinsarbeit, u.a. im Entwicklungsbereich, hängt das Gelingen des Vorhabens maßgeblich von einem breiten, offenen Zugang zu Informationen zu Förderprogrammen, Anlaufstellen und Ansprechpartner*innen in verschiedenen Behörden oder Förderorganisationen ab. Informationen sind eine der Hauptressourcen für effiziente Arbeit. Dabei spielen Netzwerke wie Landesverbände oder Bundesverbände als Anlaufstellen eine essentielle Rolle und könnten aktiv(er) mit ihrem Vernetzungs-, Beratungs- und Professionalisierungsangebot auf Vereine zugehen.
  • Fachkräfte, Entwicklungsarbeiter*innen und Freiwillige, die transnational Entwicklungsarbeit leisten, haben oft Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Reisevisa. Da Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe persönlichen, grenzüberschreitenden Austausch erfordert, sollte in diesem Bereich die Vergabe von Visa einfacher sein. Allerdings eröffnet die Digitalisierung der Praxen, die in den letzten zwei Jahren pandemiebedingt rasch vorangetrieben wurde, neue Horizonte, auch für die EZ.
  • In der EZ gibt es keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme. Entwicklungszusammenarbeits– und Förderprogramme aus dem globalen Norden für den globalen Süden zu konzipieren, ist zum Scheitern verurteilt. Dagegen können Diasporamitglieder aus dem globalen Süden in transnationalen Netzwerken, Vereinen und Verbänden mit wertvollen Kompetenzen, Ressourcen und Kenntnissen unter bestimmten Voraussetzungen zu besseren EZ-Ansätzen beitragen und als Brückenbauer fungieren. Dafür müssen allerdings die Leistungen und Kompetenzen von Menschen aus dem globalen Süden anerkannt werden können, insb. Kompetenzen aus der Praxis, die nicht immer in akademischen Abschlüssen oder durch Zertifikate festgestellt wurden. Diasporagruppen und migrantische Vereine können einen maßgeblichen Beitrag zu diesem Austausch leisten.

Die zahlreichen Herausforderungen konnten wir durch unsere BarCamp-Veranstaltung zwar aufzeigen, aber nicht bewältigen. Einen ganz praktischen Erfolg gibt es trotzdem: Maiva, die Protagonistin der DIASPORA?-Serie, hat sich durch die Veröffentlichung des Interviews und die Veranstaltung vernetzt und ihr Projekt vorangetrieben. Fortis Puella Deutschland hat nun genug Interessenten und kann bald eingetragen werden.

Am 29. Oktober führen wir den Perspektivenaustausch zum Thema DIASPORA? weiter, in einer Diskussion mit Annette Kammerer, der Protagonistin der vierten Folge, und weiteren Gästen zum Thema „Diversität in der deutschen (Kultur-)Politik – warum Vielfalt politisch ist“.

LpB
Das Projekt DIASPORA? wird von Polis180 durchgeführt und von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung gefördert.

Projektteam: Stella Bartholomäus, Julie Courbon, Sanziana Gabor & Claire Saillour

 

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