
Reicht der Drache dem Elefanten das Wasser? Eine systematische Analyse des Einflusses
von Machtasymmetrie auf den Wasserkonflikt
zwischen China und Indien am
Brahmaputra zwischen 2013 und 2019
Luisa Boll
In: PolisReflects 1(1), pp. 72-85
benötigt – und zwar viel davon. Um seinen Wasser- und
Energiebedarf zu decken, greift es sukzessive durch Dämme
und Umleitungen in tibetische Flüsse ein. Eine Reihe von
Externalitäten heizen dabei Konflikte mit anderen Flussanrainerstaaten
an. Die zunehmende Wasserknappheit in
Asien – sowie in anderen Teilen der Welt – erfordert ein tieferes
Verständnis für grenzüberschreitende Wasserkonflikte.
Auf der Grundlage des Analyserahmens der Hydro-Hegemonie
untersucht dieser Artikel, wie Machtgefüge grenzüberschreitende
Wasserkonflikte prägen, die noch keine Anzeichen
eines Krieges vorweisen. Dazu wird als Fallstudie das
hydro-hegemoniale Verhalten Chinas gegenüber Indien am
Brahmaputra betrachtet. Der Artikel liefert zwei wichtige
Erkenntnisse, die auf Aspekten des Wasserdatenaustauschs
und des Bilateralismus beruhen. Erstens nutzt China seine
überlegene Machtstellung gegenüber Indien für eine Strategie
der dominanten Kontrolle über die Wasserressource.
Zweitens tragen das Fehlen eines soliden, institutionellen
Datenaustauschs und mangelnde Transparenz chinesischer
Staudamm-Aktivitäten zu einem sich intensivierenden
Konflikt bei.
Schlagwörter: Hydro-Hegemonie; Grenzüberschreitender
Wasserkonflikt; Machteinsatz; China; Bilateralismus