21 JAN | WORKSHOP | Maskulinitäten und sexualisierte Gewalt im Kontext von UN-Friedensmissionen

Gender & Friedenssicherung: Maskulinitäten und sexualisierte Gewalt im Kontext von UN-Friedensmissionen

Workshop | 21. Januar, 18.30-21.00 | Haus der Demokratie und Menschenrechte, Berlin

Am 21. Januar organisierten der Programmbereich Gender und Internationale Politik von Polis180 und die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) einen Workshop zu sexualisierter Gewalt im Kontext von UN-Friedensmissionen. Geschlechterbilder und -beziehungen verändern sich im Zuge von bewaffneten Konflikten und insbesondere militarisierte Männlichkeitsbilder können Gewalt gegen Frauen verstärken. Laut der UN gab es in den letzten 10 Jahren über 850 Beschwerden gegen UN-Blauhelmsoldaten und Zivile Einsatzkräfte im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt. Allerdings deuten Medienberichte und Statistiken aus einzelnen Friedensmission wie MONUSCO oder MINUSCA darauf hin, dass es eine weitaus höhere Dunkelziffer gibt.

In ihrer Einführung betonte Lisa Müller-Dormann (Polis180), dass diese Fälle kein neues Phänomen seien, sondern bereits Anfang der 90er Jahren, als die Anzahl von Prostituierten in Kambodscha nach Ankunft der UN-Blauhelme drastisch anstieg, öffentlich diskutiert wurden. Im Kontext von UN-Friedensmissionen müssen drei ‘Arten’ sexualisierter Gewalt unterschieden werden: 1. Sexualisierte Gewalt, die im Zuge des Konfliktes von den Konfliktparteien als Kriegswaffe verübt wird und unter das Schutzmandat der UN fällt; 2. Sexualisierte Gewalt, die von UN-Blauhelmsoldaten an der lokalen Bevölkerung, einschließlich Minderjährigen verübt wird; und 3. sexualisierte Gewalt, die entsteht, wenn sexuelle Handlungen als ‘Bezahlung’ für Hilfsgüter oder Zugang zu anderen Ressourcen angeboten werden. Insbesondere in den letzten beiden Fällen ist vorgekommen, dass UN-Blauhelmsoldaten die bestehenden Machtgefälle bewusst ausgenutzt haben. Selbst wenn die Betroffenen in diesem Fall ihre Zustimmung leisten, finde eine solche “Verhandlung” selbstverständlich nicht auf gleicher Basis statt. Der Code of Conduct für Blauhelmsoldaten untersagt jegliche Arten von sexualisierter Gewalt, egal unter welchen Umständen. Auch wenn der amtierende UN-Generalsekretär Guterres zu Beginn seiner Amtszeit 2017 eine neue Strategie zur Prävention von sexualisierter Gewalt vorstellte, die Vereinbarungen unter UN-Mitgliedsstaaten, Verbesserungen bei der Erfassung von Daten sowie personelle Aufstockung von Gender Advisorn in UN-Friedensmissionen und die Berufung einer UN-Victims Associate vorsieht, wird sexualisierte Gewalt in UN-Friedensmissionen bis heute kaum strafrechtlich verfolgt.

Unsere Expert*innen Marie Kemnitz (ehemaliger Hauptmann der Bundeswehr mit Einsatz an der syrischen Grenze, Somalia und der Türkei), Janosch Kullenberg (Doktorand an der Bremen International Graduate School for Social Sciences zum Thema Schutzmandat der Vereinten Nationen) und Nicola Popovic (Beraterin für Frauen, Frieden und Sicherheit mit langjähriger Erfahrung innerhalb des UN-Systems) sprachen unter anderem über Ihre Erfahrungen mit Gender-Trainings, die Einbeziehung von Geschlechterperspektiven in der Arbeit von UN-Friedensmissionen sowie praktische und juristische Hindernisse in der Aufklärung von sexualisierter Gewalt im Kontext von Missionen.

Anschließend diskutierten unsere ca. 60 Workshopteilnehmer*innen an drei Thementischen zu “Prävention sexualisierter Gewalt innerhalb der UN”, “sexualisierte Gewalt im UN-Friedensmissionskontext” und “Maskulinitäten/Gender und sexualisierte Gewalt im Truppenalltag” mit den Expert*innen und formulierten konkrete Appelle zur Bekämpfung sexualisierter Gewalt, die Deutschland im Rahmen seines nicht-ständigen Sitzes im UN-Sicherheitsrat verfolgen sollte. Polis180 hat diese Vorschläge gesammelt und wird auf Basis des Workshops in den nächsten Monaten ein Paper publizieren. Wir bedanken uns nochmals bei allen Teilnehmer*innen für ihre Fragen und ihren Input und natürlich bei unseren Expert*innen Marie Kemnitz, Nicola Popovic und Janosch Kullenberg.

 

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen